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Geschichte

 

Balgstedt im Besitz der Herren von Sperling 1744 – 1911

Exzerpt aus "Zur Geschichte Balgstedts", Seiten 64-87, Pfarrer S. Pfeil, Druck von H. Sieling, Naumburg an der Saale, 1911.

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Im Jahre 1744 erhielt Balgstedt einen neuen Schloßherrn. Geheimrat von Schieck hinterließ bei seinem Tode das Gut in stark verschuldetem Zustande; es kam zur Subhastation, bei welcher der später in den Adelsstand erhobene kurfürstliche Oberforstmeister Hans Ernst von Sperling das Gut von den Schickschen Erben erkaufte. Derselbe entstammte einem zur Zeit des 30 - jährigen Krieges in Mecklenburg angesessenen Geschlechte, dessen Glieder bei dem Kurfürsten von Brandenburg in Verwaltung und Heer angesehene Stellungen einnahmen.


Hans Otto Sperling war kurbrandenburgischer Amtshauptmann im Amte Friedrichsfeld und Lehnherr im Mecklenburgischen, sein Sohn Otto Heinrich Sperling war brandenburgischer Oberstleutnant. Dessen Sohn Hans Friedrich Sperling war kurfürstlich brandenburgischer Rittmeister, erwarb das Freigut Gorenzen im Mansfelder Gebirgskreise, weshalb er Erb- und Freisaß zu Gorenzen genannt wird, und starb vor 1677.

 


Schloss und Rittergut

Sein Sohn Georg Kaspar Sperling war ebenfalls Erb- und Freisaß auf Gorenzen und starb vor 1719. Dieser war der Vater des Oberforstmeisters Hans Ernst Sperling. Letzterer stammte also aus Gorenzen und trat in den Forstdienst beidem Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels (1712 - 1763) , der ein großer Jagdliebhaber war und dessen Standbild noch heute den Marktplatz von Freyburg ziert, und dann bei Herzog Johann Adolf II. (1736 - 1746). Er erlangte die Würde eines herzoglichen Oberforst- und Wildmeisters. Als solcher begleidete er die Herzöge von Sachsen-Weißenfels oftmals auf den glänzenden Hofjagden, die sie in der Göhle bei Freyburg abhielten, und war ihr Gast auf dem Jagdschloß Klein -Friedenthal bei Pödelist, wo manches frohe Mahl nach beendeter Jagd gehalten wurde.

Als die herzogliche Linie Sachsen - Weißenfels 1746 ausstarb und ihr Land an Kursachsen zurückfiel, wurde Hans Ernst Sperling von Friedrich August II: zum Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Oberforst- und Wildmeister ernannt. Zwei Jahre zuvor hatte er, wie schon erwähnt, Schloß und Rittergut Balgstedt von den Schickschen Erben erstanden. Die Wohn und Wirtschaftsgebäude, die er vorfand, waren, wie er selbst ausdrückt, zugrunde gerichtet und verwüstet, sodas er sie mit vielen Kosten wieder herstellen mußte. Auf dem Schloßturm ließ er eine Uhr mit 2 Glocken anbringen, die von dem Glockengießer Ulrich in Laucha gegossen waren. Die eine trägt folgende Inschrift:


“Hans Ernst Sperling, Herr auf Balgstedt, Größnitz und Städten, Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Oberforst- und Wildmeister, hat diese beiden Uhrglocken gießen lassen Anno 1746. Symbolum (Losung) : Fürchte Gott, tue recht, scheue niemand ! Dessen Frau Eheliebste Sophie Gertraude geb. Gnappert. Symbolum: Mein Sinn ist nur auf Gott gericht ; was zeitlich ist, erfreut mich nicht. Die einzige Jungfer Tochter Sophia Rosina Hedwig. Symbolum: Das beste Glück ist in der Welt, wenn man zum Freunde Gott behält. Goß mich J.O.G.S. Ulrich, Laucha“

 

 

 

 

 

 

 

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Am Torwege des Rittergutsgehöftes steht die Jahreszahl 1751. Auch diese deutet auf einen damals vollendeten Bau. So läßt sich annehmen, daß in den Jahren 1746 - 1751 ein größerer Reparaturbau am Schlosse vorgenommen worden ist.


Wie die Überlieferung erzählt, ist damals der obere Teil des Seitenflügels massiv erbaut worden und es ist ein Gerüst vom Tor über die Wallmauer hinweg zum Schloß aufgerichtet gewesen, auf welchem alles Baumaterial zum 3. Stock emporgeschafft worden ist. Nach Karl Weinecks Aufzeichnungen soll der Oberfortmeister 1747 die Rödel -Aecker, welche brach lagen, umgepflügt und 1749 - 1751 das Rödelvorwerk gebaut haben.


1750 wurde Balgstedt, welches bis dahin amtssässig gewesen war, zu einem schriftsässigen Rittergute erhoben. Die Schriftsassen gingen unmittelbar beim Kurfürsten zu Lehen, empfingen die kurfürstlichen Befehle ohne Vermittlung des Amtes direkt aus der kurfürstlichen Kanzlei in Dresden und standen unter der Gerichtsbarkeit der Landesregierung oder der Hof- und Obergerichte zu Leipzig und Wittenberg.


Im Jahre 1757 verlor der Oberforstmeister seine einzige Tochter und sein einziges Kind Sophie Rosina Hedwig durch einen plötzlichen Tod. Dieselbe war seit 1748 mit August Wilhelm von Marschall, Erbmarschall in Thüringen, Erbherrn auf Plotha und Zembschen, vermählt gewesen.


Dasselbe Jahr brachte mancherlei Kriegsdrangsale, welche durch den siebenjährigen Krieg herbeigeführt wurden. Im September 1757 standen Franz Ferdinand von Braunschweig mit einem preußischen Korps bei Naumburg. Friedrich der Große beauftragte ihn, gegen die französische Hauptmacht bei Halberstadt zu marschieren. Infolgedessen brach der Prinz am 14. September von Naumburg auf und marschierte am 15. und 16. September durch Freyburg. Die Stadt war so mit Preußen angefüllt, daß der Kirchner Martin Henneberg allein 22 Mann und 14 Pferde als Einquartierung bekam, nämlich 1 Hauptmann, 3 Unteroffiziere, Gemeine und 7 Packknechte, wobei ihm 3 Schock Hafergarben aus der Scheune weggeschleppt wurden.Aber noch größer wurde der Kriegslärm, als Ende Oktober die Franzosen erschienen.


Der Prinz Soubise stand nämlich mit einem französischen Korps bei Langensalza und setzte sich am 18. Oktober von dort nach der Unstrut zu in Bewegung. Der Marsch ging über Weißensee und Eckartsberga. Vom 23. Oktober ab überschritten die Franzosen bei Nebra, Carsdorf, Laucha und Freyburg die Unstrut. In Laucha rückten am 27. Oktober 1200 Mann ein, am 30. Oktober 2 Regimenter. In Freyburg lagen vom 23. Oktober bis 4. November Tag für Tag französische Truppenmassen in Quartier.